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„Gezond“ – so machen es die Niederländer

Gebäck mit der niederländischen Flagge

Im europäischen Acht-Länder-Vergleich zeigen die Niederländer die höchste Gesundheitskompetenz. Nur 29 Prozent der Befragten haben begrenzte Fähigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen. In Deutschland ist es jeder Zweite, in Bulgarien fast zwei Drittel. Was zeichnet das niederländische Gesundheitswesen aus? Ein paar Eckpfeiler.

 

 

Klar sprechen ist Pflicht

Ärzte sind in den Niederlanden dazu verpflichtet, Patienten Behandlungen verständlich zu erklären. Dabei sollen sie auch auf Abbildungen zurückgreifen und sich rückversichern, ob der Patient sie verstanden hat. Entsprechende Vermerke über diesen „informed consent“ hält der Arzt auch in der Krankenakte fest. Die patientenfreundliche Kommunikation ist auch Teil der ärztlichen Ausbildung.

Keine Hierarchie

Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient ist in den Niederlanden weit weniger hierarchisch als in Deutschland. Ärzte und Patienten sind es gewohnt, verschiedene medizinische Ansichten miteinander zu diskutieren – die Patienten informieren sich oft selbst im Internet. Hausärzte tragen in Holland auch keine weißen Kittel.

Patienten mit am Tisch

Patientengruppen sind in den Niederlanden gut organisiert und ihre Dachorganisationen bilden eine starke Interessensvertretung. Sie haben zwar keine Entscheidungsrechte, bringen aber bei neuen Maßnahmen in Kliniken oder dem niedergelassenen Bereich ihre Sicht mit ein.

Viele Sprachen sprechen

Seit Jahrzehnten setzen die Niederlande auf eine transparente Gesundheitskommunikation für Migranten und Minderheiten. Informationen werden visualisiert und in mehreren Sprachen zur Verfügung gestellt, es gibt Mediatoren, Trainer und Übersetzer nur für den Gesundheitssektor. Diese Kommunikationsprogramme wurden und werden auch auf Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz ausgeweitet. Federführend ist hier Pharos, ein Fachzentrum, das sich gegen soziale Ungleichheiten in Sachen Gesundheit stark macht (Dutch centre for expertise for health disparities).

Rendez-vous im Internet

89 Prozent der Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz haben Studien zufolge einen Zugang zum Internet. Patientengruppen und -organisationen setzen daher stark auf digitale Kommunikation und organisieren auf diesem Wege auch Veranstaltungen für ihre Mitglieder.

Wo geht’s lang? Da!

Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Krankenversicherungen achten darauf, dass ihre Webseiten, Broschüren und ihre Beschilderung verständlich sind und erhalten dazu auch Hilfe von Fachleuten zur Kommunikation mit bildungsfernen Menschen.

Ich sehe, wer du bist!

Wie erkennen Ärzte, Pfleger oder auch Apotheker, wie viel Ahnung ihr Gegenüber von Gesundheit hat? Das wird in Schulungen geklärt. Ein Trainingsprogramm soll beispielsweise den Blick von Apothekern für Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz schärfen: Das könnte die sichere Anwendung von Medikamenten fördern.

 

 

Quellen:

Jaap Koot, niederländischer Gesundheitsexperte und Mitautor der WHO-Studie zur Gesundheitskompetenz per E-Mail und hier: https://www.kootphc.nl/English/areas-of-work/health_literacy_in_the.pdf

Ilona Kickbusch u. a. (Hg.): Gesundheitskompetenz. Die Fakten. Deutsche Fassung des WHO-Berichts veröffentlicht von der Careum Stiftung, Schweiz, gefördert u. a. vom AOK Bundesverband Deutschland. Seite 30 ff.

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