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Standort für die Forschung der Zukunft: Sind wir schnell genug?

Standort Deutschland Forschung Umfrage

Im weltweiten Wettbewerb der Standorte sind Netzwerke über einzelne Akteurs-Grenzen hinweg entscheidend für den wissenschaftlichen wie den wirtschaftlichen Erfolg. 

Warum?

Weil internationale Kooperation und Interdisziplinarität den Fortschritt befördern: Starke Forschungs-und Produktions-Netzwerke zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen, Unternehmen und Institutionen wirken hinweg als Treiber von Innovationen in der Pandemie und darüber hinaus. Denn Waren und Wissen kommen in der globalisierten Wirtschaft aus allen Teilen der Welt.  

Für den globalen Wettbewerb wie die internationale Kooperation kommen auch die Rahmenbedingungen in den Blick, beispielsweise der Wissenstand, die Infrastruktur, die bürokratischen Abläufe und der Stand der Digitalisierung. 

Was bedeutet das für Wissenschaft und Wirtschaft in Deutschland und Europa?

Im April haben wir Civey mit der repräsentativen Befragung von rund 5000 Menschen in Deutschland beauftragt. Wir wollten wissen, wo nach Ansicht der Deutschen das größte Verbesserungspotenzial für den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb liegt und welche Investitionen den größten gesellschaftlichen Nutzen haben.  

Standort Deutschland Forschung Umfrage
Die Ergebnisse der Umfrage waren  Grundlage einer Diskussion im Rahmen einer Veranstaltungsreihe von Pfizer in Deutschland.
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Prof. Ulrike Köhl: „Wir sind in der Forschung hier in Deutschland gut aufgestellt. Das gilt unter anderem für die mRNA-Forschung und das gilt auch für die Forschung an den sogenannten lebenden Krebsmedikamenten – den CAR-T-Zellen. Insofern tut es schon fast weh, dass über 90 Prozent der klinischen Studien mit CAR-T-Zellen in den USA und in Asien laufen. In Deutschland sind es derzeit weniger als fünf Prozent. Grund dafür ist, dass die Struktur für die Translation bei uns nicht ausreichend etabliert ist – also große Netzwerke zwischen Industrie, akademischen Einrichtungen und Universitäten. Wir sind dabei, diese zu etablieren, auch mit Hilfe der Politik, aber es sollte schneller gehen – und daran scheitert es bisher.“ 

 

Dr. Jasmina Kirchhoff: „Deutschland ist ein ressourcen-armes Land, das sehr exportorientiert agiert. Daher ist es auf hochinnovative und wertschöpfungsstarke Industrien angewiesen, die sich im globalen Wettbewerb durchsetzen können – und dazu gehört eindeutig die Pharmaindustrie. Rund 116.000 Beschäftigte, die 47 Milliarden Euro erwirtschaften, davon 62 Prozent durch den Export ins Ausland. Keine andere Branche wendet mehr an Umsatz für Forschung und Entwicklung auf als die Pharmaindustrie. Allerdings, so stark die Branche ist, beobachten wir seit einigen Jahren eine Verlagerung der Forschung und Produktion ins Ausland.“ 

 

Dr. Axel Glatz: „Deutschland ist ein Hochkostenland, Hochlohnland, ein Hochsteuerland. Wir sind höchstreguliert und haben lange bürokratische Verfahren. Da braucht es eine Reihe an Faktoren, um hierzulande fertigen zu können und damit das Produkt auch in China, Indien und Südamerika wettbewerbsfähig ist. Innovation ist dabei für uns am Standort Freiburg ein entscheidendes Kriterium: Industrie 4.0 – Automatisierung, Lean Manufacturing und eine ausgefeilte Logistik, die es uns erlaubt, in Rekordgeschwindigkeit in alle Teile der Welt zu liefern. Aber auch externe Faktoren spielen eine wichtige Rolle: Eine hochmotivierte Belegschaft, ein hoher sozialer Frieden, ein kooperativer Betriebsrat und die Infrastruktur. Das alles muss nahtlos zusammenspielen, um wettbewerbsfähig zu sein. Deshalb ist es eine wichtige Frage, wie sich Bürokratie, Vernetzung mit Wissenschaft und Forschung weiterentwickeln – denn das sind die Schlüssel für die Zukunft.“ 

 

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