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„Grundlagenforschung und Industrie sollten frühzeitig zusammenarbeiten, damit neue Therapien schnell im Gesundheitssystem ankommen.“ Prof. Michael Baumann

Prof. Michael Baumann, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, hat soeben den Deutschen Krebspreis 2017 in der Kategorie „Translationale Forschung" erhalten. Im Interview spricht er über den aktuellen Stand der Translation in Deutschland und plädiert für eine frühzeitige Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschung und Industrie, um neue Therapien schnellstmöglich für Patienten verfügbar zu machen.

Herr Prof. Baumann, herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Krebspreis in der Kategorie „Translationale Forschung“. Worum geht es bei der translationalen Krebsforschung?

Die translationale Forschung umfasst die gesamte Spanne von der Grundlagenforschung über die präklinische Forschung bis hin zur klinischen Forschung, also der Erprobung am Menschen bis hin zur Einführung ins Gesundheitswesen. Ein wichtiger Schritt der Translation ist dabei die Übertragung der Ergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Dieser Schritt erfordert besondere Expertise und Strukturen, die heute weltweit noch erhebliches Optimierungspotenzial haben.  Letztendlich geht es bei der Translation aber nicht nur um die Entwicklung neuer Therapien, sondern auch um die Früherkennung oder die Prävention von Krebserkrankungen, auch hier muss die translationale Forschung in Deutschland deutlich weiter ausgebaut werden.

Da hat es in der letzten Zeit erhebliche Fortschritte gegeben:  Etwa das Deutsche Krebskonsortium, in dem führende Universitätskliniken mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum verbunden sind. Beispielhaft möchte ich das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen NCT mit seinen beiden Standorten Heidelberg und Dresden nennen, wo Wissenschaftler des DKFZ mit Ärzten aus den Universitätskliniken unter einem Dach zusammenarbeiten. Das ist die Voraussetzung für erfolgreiche Translation, dass man gemeinsam an Projekten arbeitet, dass man gemeinsam ein Interesse daran hat, eine vielversprechende Idee bis zur Anwendung voranzutreiben.

 

Können Sie ein Beispiel für eine erfolgreiche Translation nennen?

Ja, gerade haben wir eine Klinische Studie der Phase I beendet, bei der wir bei Patienten eine Impfung gegen Hirntumoren getestet haben, die Wissenschaftler im DKFZ entwickelt haben. Wir wissen noch nicht, ob die Impfung den Patienten einmal helfen wird, aber sie wurde zumindest gut vertragen und die Patienten haben eine spezifische Immunreaktion gegen ihre Tumorzellen gezeigt.

"Die Industrie muss Partner sein in der translationalen Forschung, weil die Translation am Ende des Tages im Gesundheitssystem ankommen muss."

Die Translation ist also auf einem guten Weg?

Ja, strukturell sind wichtige Grundlagen geschaffen, die in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden müssen. Zusätzlich brauchen  wir aber noch wesentlich mehr Geld für die so genannten „investigator initiated trials“, klinische Studien, die wie im Beispiel oben auf Ideen von Wissenschaftlern beruhen, die eine neue Idee zur Behandlung, zur Früherkennung oder zur Prävention von Tumoren aus der präklinischen Forschung in die Klinik bringen wollen.

 

Welche Rolle sehen Sie für die Industrie, welche Rolle kann sie bei der Translation spielen?

Die Industrie muss Partner sein in der translationalen Forschung, weil die Translation am Ende des Tages im Gesundheitssystem ankommen muss. In vielen Bereichen wird es nur gehen, wenn ein Industriepartner sich für das neue Medikament, das neue Diagnostikum oder die neue Technologie engagiert, sonst wird es irgendwo hängen bleiben und nicht nachhaltig ins Gesundheitswesen Einzug halten. Deshalb müssen Industrie und akademische Zentren sehr frühzeitig zusammenarbeiten, und nicht erst, wenn man relativ weit gekommen ist. Das ist manchmal noch schwierig, da können wir noch viel Potenzial gemeinsam mit der Industrie ausschöpfen.

 

Also größere Offenheit der Pharmafirmen, auf die Grundlagenforschung zuzugehen?

Unbedingt!

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